Am 07.11.2021 luden die Freien Sander Bürger zu einem Spaziergang am Altmain ein. Es traf sich eine wetterfeste Gruppe aus Jung und Alt, nicht nur aus FSB-Mitgliedern. Angesichts der Bodenverhältnisse entschied man sich zu einer Touränderung, die mit dem Heimatforscher Mark Werner unter dem Motto „Sand im Hochmittelalter“ durchs Dorf führte. Schon beim Start bei den Kleingärten staunten einige, weil der Main im Hochmittelalter, also vor über 700 Jahren, noch östlich an Sand vorbei floss. Wo wir gerne Weinfeste am Altmain feiern (würden), gab es damals dort Gärten oder vielleicht sogar Gehöfte. Erst Extremhochwasser, vielleicht sogar die Magdalenenflut 1342, trennten das Dorf in zwei Ortsteile. Was wir schließlich heute „Wörth“ nennen, hieß im Mittelalter „Sand am Werth“ und könnte durchaus zum ältesten Teil unseres Dorfes zählen. Denn, was wieder für viele überraschend war, die Hochwasserlinie lag im Mittelalter niedriger!
Weiter gings zur Kirche, die vermutlich auf eine Ritterkapelle zurück geht. Das ist leicht möglich, denn bei Sand gab es einst eine Zollstelle und Zoll durfte im Mittelalter nur von Adligen, z. B. Rittern, kassiert werden. Dies ließ nicht nur die Kinder aufhorchen. Nun zog man zum Steinbühl, wo der Ritter seinen Wohnsitz gehabt haben könnte, wie es z. B. bei Thumsenreuth oder in Nürnberg der Fall war. Ein Ansitz an dieser Stelle hätte aber vielleicht noch mehr zu kontrollieren gehabt als den Zoll, denn westlich grenzt die einstige Flur „Grube“ an, deren namengebende Form noch heute zu erkennen ist. „Grube“ kommt von „graben“, aber nach was mag man da gegraben haben ? In einer alten Urkunde wird im mittelalterlichen Amt Zeil ein „Dorf am Johannesberg“ (vgl. Johannissteig) erwähnt, das nur an Abgaben 3 Pfund Silber pro Jahr zu liefern hatte. Stammte jenes Silber nur von Zolleinnahmen ? Ebenso sind „drei Ansitze“ in diesem Dorf überliefert, womit im Mittelalter auch Rittersitze gemeint sein konnten.
Der Spaziergang ging nun an der „Kaasgass“ (heute Nikolausgasse) vorbei und durch die „Viehgass“ (heute Maingasse) zur letzten Station an einer Infotafel am Altmain. Darauf ist zu lesen, dass der Name „Sand“ auf den Sandsteinabbau zurückgehe, was sich zur Zeit der Tafelaufstellung auffällig mit einem damaligen Wikipedia-Eintrag glich. Der Begriff „Sandstein“ war allerdings im Hochmittelalter noch gar nicht gebräuchlich. Wikipedia ist eine gute Sache – aber eben auch voll von Phantasien. Sand hat seinen Namen schlicht vom Sand im Maintal, den man einst u. a. zum Betrieb der Auenziegelei brauchte, der auch Ziegelanger seinen Namen zu verdanken hat. Das Nebeneinander von Sand und Ziegel bei Orts- und Flurnamen ist im Keuperland geradezu typisch, wie man auch an Sandhof nahe der alten Ziegelei bei Ebern erkennen kann. Dem Wissenshunger folgte nach einer guten Stunde der körperliche Durst, den man abschließend beim Weinbau Lenhard stillte. Christian Lenhard ließ hervorragende Weine kosten, die alle im naturnahen Weinbau hergestellt werden. Das hierfür nötige Fachwissen konnte man auch in guten Tropfen schmecken. Bei bester Laune klang so ein schöner Nachmittag aus.
Für die FSB Mark Werner